Von Weinen ist in beiden Lesungen der hl. Messe die Rede: in Offenbarung 5,1-6 weint der Seher, weil „niemand die Buchrolle, die aussen und innen beschrieben ist und mit sieben Siegeln versiegelt, lesen und deuten kann. Und in Lukas 19,41-44 weint Jesus über seine Stadt Jerusalem. Es ist ein Weinen des Bedauerns, weil das Gute, das Gott schenkt, nicht dort ankommen kann, wo es hinsoll. Da gab es sicher zur Zeit der Verfasser genügend Gründe; gibt es sie nicht auch heute? Wie viel von der guten Botschaft Gottes geht doch verloren, oder kommt zumindest nicht an. Wie viel Leben wird einfach nicht gelebt, wie viel Liebe nicht geliebt! Dieses Weinen ist kein hoffnungsloses Resignieren, sondern Ansporn zur Umkehr, zu Änderung. Wir möchten doch auch, dass Gottes Traum von der „neuen Welt“ in Erfüllung gehe, oder?
Aus dem Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus:
201. Niemand dürfte sagen, dass er sich von den Armen fern hält, weil seine Lebensentscheidungen es mit sich bringen, anderen Aufgaben mehr Achtung zu schenken. Das ist eine in akademischen, unternehmerischen oder beruflichen und sogar kirchlichen Kreisen häufige Entschuldigung. Obwohl man im Allgemeinen sagen kann, dass die Berufung und die besondere Sendung der gläubigen Laien die Umwandlung der verschiedenen weltlichen Bereiche ist, damit alles menschliche Tun vom Evangelium verwandelt wird,[171] darf sich niemand von der Sorge um die Armen und um die soziale Gerechtigkeit freigestellt fühlen: » Von allen […] ist die geistliche Bekehrung, die intensive Gottes- und Nächstenliebe, der Eifer für Gerechtigkeit und Frieden, der evangeliumsgemäße Sinn für die Armen und die Armut gefordert. «[172] Ich fürchte, dass auch diese Worte nur Gegenstand von Kommentaren ohne praktische Auswirkungen sein werden. Trotzdem vertraue ich auf die Offenheit und die gute Grundeinstellung der Christen, und ich bitte euch, gemeinschaftlich neue Wege zu suchen, um diesen erneuten Vorschlag anzunehmen.
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